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Mittwoch, 28. Februar 2007

Optimismus, Pessimismus, Gier und Angst

Warum verdienen nicht mehr Leute Geld an der Börse? Weil sie, wie wir gesehen haben, beim Kaufen von der Gier (Optimismus) und beim Verkaufen von der Angst (Pessimismus) angetrieben werden. Die Anleger erarbeiten fundamentale Szenarien aufgrund ihrer emotionalen Verfassung („Rationalisierung“ der Gefühle) und sehen nicht, dass die wichtigste Triebkraft dahinter eigentlich die Gefühle sind.

Der Chart zeigt, dass ein Anleger, der voller Vertrauen und Überzeugung (Optimismus) investiert, nahe des Tops oder auf dem Top kauft. Dementsprechend verkauft ein besorgter Investor, der kapituliert (Pessimismus), nahe des Tiefstands oder gar auf dem Tiefstand. Selbst wenn das Hoch erreicht wurde und schon lange ein Baissetrend eingesetzt hat, sind die Anleger aufgrund des kürzlich erfolgten Aufwärtstrends nach wie vor auf Hausse eingestellt. Demgegenüber hält die vom letzten Abwärtstrend ausgelöste pessimistische Stimmung an, auch wenn die Talsohle durchschritten und der nächste Haussetrend bereits eingeleitet wurde. Die Anleger schwenken von ihren fundamentalen Hausseszenarien erst dann auf Baisse ein, nachdem sie unter dem Druck eines Abwärtstrends pessimistisch geworden sind oder nachdem sie unter dem Druck eines Aufwärtstrends optimistisch geworden sind. Sind die Investoren einmal auf Baisse eingestellt, legen sie sich entsprechende Szenarien zurecht und suchen nach weiteren negativen Punkten, obwohl es jetzt an der Zeit wäre zu kaufen. Dasselbe spielt sich bei einem Aufwärtstrend ab, wenn die Stimmung von Pessimismus auf Optimismus umschwingt. Die Investoren erarbeiten erst Hausseszenarien, nachdem sie schon auf Hausse eingestellt sind, was bedeutet, dass sie einen grossen Teil des Aufwärtstrends bereits verpasst haben. Gefühle sind also die Kehrseite der Fundamentalanalyse.

Die Anleger müssen lernen zu kaufen, wenn sie Angst haben (pessimistisch) und zu verkaufen, wenn sie in euphorischer Stimmung sind (optimistisch). Es tönt vielleicht einfach, nur das Gegenteil zu tun, ist aber ohne Charts kaum möglich. Das wichtigste Ziel der technischen Analyse ist, einem Anleger Wendepunkte aufzuzeigen, die er aufgrund von individuellen oder gruppenpsychologischen Faktoren nicht selbst erkennen kann.

In der Praxis agieren die meisten Investoren genau konträr zu dem, was eigentlich rational angezeigt wäre, nämlich kaufen bei tiefen Kursen und verkaufen bei hohen Kursen. Dahinter steckt eine leicht vorhersehbare emotionale Reaktion auf steigende respektive sinkende Kurse. Fallende Kurse, die erst als günstige Gelegenheit wahrgenommen werden, lösen auf noch tieferem Niveau Verlustängste aus, obwohl hier die Chancen lägen. Demgegenüber verleiten steigende Kurse, die anfänglich eine gute Verkaufsgelegenheit darstellten, zum gierigen Kaufen auf überhöhten Niveaus. Die Vernunft weicht Gefühlen und einem entsprechenden Rationalisieren, und dies mit einer solchen Regelmässigkeit, dass Leute, die diese Symptome und Trendänderungen auf den Charts zu interpretieren wissen, daraus beträchtliches Kapital schlagen können.

Historisch gesehen war dies immer bezeichnend für die Märkte.

Quelle: aus Credit Suisse Charttechnik

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