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Mittwoch, 29. August 2007

Auswirkungen der Subprime-Krise - oder nicht?

von Axel Retz:

Über Jahre hinweg haben wahre Heerscharen von Volkswirten, Analysten und Kommentatoren darauf verwiesen, wie segensreich die Preisentwicklung am US-Häusermarkt für die Konjunktur sei.

Diese Aussage war richtig. Kurz gefasst: Die Aufwärtsspirale der Wertsteigerungen der Immobilien konnten von den Hauseignern beliehen und in den Konsum umgeleitet werden. Und mit ihrem (mittlerweile geplatzten) System der Kreditvergabe nach dem Gießkannenprinzip versuchten die Banken, dieses vermeintliche konjunkturelle Perpetuum mobile so lange wie möglich am Laufen zu halten.

Nein. Das ist es nicht, was mich ins Staunen versetzt. Menschliche Irrtümer, falsche Einschätzungen und Fahlverhalten sind nichts, worüber man sich wundern sollte.

Was mich wirklich zum Kopfschütteln bringt, ist Folgendes: Die gleichen Volkswirte, Analysten und Kommentatoren, die uns zuvor gebetsmühlenartig gepredigt haben, wie positiv die permanenten Hauspreissteigerungen für Arbeitsmarkt, Konjunktur und Verbrauch seien, lassen uns nun ohne jedes Erröten wissen, dass es für die Wirtschaft, den privaten Verbrauch und die Börse völlig belanglos sei, wenn der Immobilienboom zu Ende geht.

Und noch erstaunlicher ist es, dass es offensichtlich massenweise Anleger gibt, die diesen Widerspruch nicht erkennen können und lieber am Denken der „fetten Jahre" festhalten.

Diese „fetten Jahre" aber sind mit hoher Wahrscheinlichkeit vorbei. Die gestern veröffentlichten Daten vom US-Immobilienmarkt sprechen für sich: Die Verkäufe bestehender Eigenheime fielen so hoch aus wie seit 1991 nicht mehr, während der Preisrückgang der Immobilien stärker war als jemals zuvor seit 1987. Die Kreditkrise schwappt nun auch auf das Kreditkartengeschäft über.

Sonntag, 19. August 2007

Die Verluderung der Bankbranche

Im Blogbeitrag "Das System frisst sich selbst" nahm ich Bezug auf die Spezies der gewinnsüchtigen Geldvermehrer. Die nachfolgende Meldung passt gut dazu und bestätigt meine Meinung:

Sanktionen gegen Ex-Chef der ZKB
Hans Vögeli wird bereits 2008 und nicht wie vorgesehen 2010 ordentlich pensioniert. Vögeli musste Ende Mai den Hut nehmen. Er hatte gesagt, der grosse Kunde Sulzer werde nicht «angerührt», man werde sich aus einer Übernahmeattacke gegen den Winterthurer Konzern heraushalten, was dann doch nicht geschehen ist. Ferner hat Vögeli über ein privates Konto bei der Bank Vontobel Sulzer-Optionen gehandelt und sich bereichert. Für die EBK war Vögelis Handeln «gravierend».

Vögeli ist ein Mann mit zwei Gesichtern, hat er doch vor einigen Jahren einen Kundenbrief verschickt, in dem er die Verluderung der ethischen Standards in der Bankenbranche scharf geisselte und mit dem Finger auf die Geldgier anderer Banker zeigte. Vögeli war, wie jetzt bekannt wird, privat einer der grössten Aktienhändler auf der Bank. Bisher kam Vögeli seitens der ZKB ungeschoren davon. Das hat sich nun geändert. Man hat abklären lassen, wie man Vögelis Fehlverhalten, das der Staatsbank einen grossen Reputationsschaden zugefügt hat, sanktionieren kann. Weder Mitarbeiter, Kunden noch die Eigentümer (der Zürcher Kantonsrat) würden verstehen, wenn Vögeli das Maximum für sich aus der Firmenkasse herausholen könnte.

Quelle: NZZ-Online

Saludo Oekonom

macht was draus, aber machets guet...

Freitag, 10. August 2007

Final Sell-Off?

Gestern "räbelte" es ja gewaltig an den US-Börsen, oder etwa nicht? Ich stelle einfach mal fest, dass (noch) keine neuen Tiefststände erreicht wurden und auch die arg in Mitleidenschaft gezogenen Banken (JPM, C, GS, BSC) KEINE neuen Tiefststände erreicht haben. Vielleicht kommt das noch heute?!

Auch beim SMI zeit der Pre-Market "nur" ein Einbruch bis 8680 an, was kein neuer Tiefststand wäre. Ob der DAX sich im Seitwärtstrend bis kurz unter die 7400 halten kann, sehen wir auch heute.

Bleibt es auch trotz Asien bei diesem Bild, wären es nochmals gute Einstiegschancen, die man kaufen müsste. Beim SMI würde sich sogar eine SKS-Formation ausbilden... Daumen drücken!

Mittwoch, 8. August 2007

Überschätzung

"Ruft die Fed zu Hilfe!" - "Die Regierung muss etwas tun!" - "Wie schätzt der Präsident die Wirtschaft ein?"

Ich kann es schon gar nicht mehr hören. Da hoffen einige Marktteilnehmer, dass ihre hausgemachten Sub-Slime Probleme von der Fed, der Regierung oder vom lieben Gott gelöst werden. Man fragt den Minister aus und erhofft sich, dass ER (ausgerechnet er!) wisse, wie schlimm die Krise im Sub-Slime ist, obwohl er nicht mal einschätzen kann, um was es wirklich geht.

Wenn man schon nicht weiss, was geht und was nicht, dann hält man sich am besten NICHT an die Meinungen ein paar weniger Menschen in politisch gefärbten Positionen, sondern an die Fakten!

Dazu passt wunderbar der heutige dilbert.com:

Where the big boys play

Faszinierend, wenn ich die Farbgebung auf meinem Papier ansehe. Während die SMI-Auswahl ausnahmslos im gelb-grünen-Lager steht, zeigen fast die Hälfte der Nebenwerte noch rote Tendenzen auf. Schöner könnte man die Theorie nicht vor seinen Augen bestätigt bekommen: Es sind die grossen Werte, welche nun mehr Dampf zeigen, während die kleinen sich noch etwas ausruhen müssen. Es gibt sicher ein paar Ausnahmen (KABN, STMN, SUN), aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen.

Die Strategie kann deshalb nur heissen: Konzentration auf die Grossen - auch in den USA. Ob YPSN oder VALN wirklich gross auftrumpfen können, wie es sich momentan andeutet, ist zu vage. Ich spiele lieber mit den grossen Jungs, als das volatile Geplänkel beim Kindergarten mitzumachen.

Dienstag, 7. August 2007

Das FED hat gesprochen...

... zur Inflation, zur Wirtschaft, zum Wachstum, aber die SM-Thematik ist dort scheinbar kein erwähnenswertes Thema. Eigentlich auch gut so. Sicher gibt es Ausfälle im Hypothekargeschäft, aber wer bereit ist, Geld an zweifelhafte Zeitgenossen für 2. und 3- rangige Hypotheken zu verleihen, muss sich nicht wundern, wenn diese Kredite irgendwann nicht mehr zurückbezahlt werden können. Wo kämen wir denn hin, wenn unsere Nationalbank z.B. unseren Leasingfirmen mittels geldpolitischen Massnahmen unter die Arme greifen müsste, weil die Raten für die teuren geleasten Nobelkarossen nicht mehr bezahlt werden können, da das Benzin teurer wurde und man sowieso schon auf dem letzten Zacken den Lebensunterhalt bestreitet.

Ich denke, die Entscheidungsträger werden zu differenzieren wissen und die Märkte werden sich mit der Situation lösungsorientiert auseinandersetzen. Immerhin hat das FED das Pulver heute noch nicht verschossen...

Grüsse Oekonom

macht was draus, aber machets guet...

Heute abend in

Emotionslos betrachtet denke ich, dass es das Beste für den Markt ist, wenn keine abprupten FED-Manöver anstehen. Einige beruhigende Worte werden wohl mehr helfen. Dass braucht nicht einmal ein konkretes Statement zum Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung sein, sondern einfach die Feststellung, dass die Bereinigung weitgehend auf gutem Weg durch den Markt selbst ist (was es auch sein sollte). Dies sollte aus meiner Sicht zuerst erfolgen und im Falle eines Falles kann das FED dann immer noch intervenieren, ansonsten das Pulver womöglich zu früh verschossen ist.

Grüsse Oekonom

macht was draus, aber machets guet...

Sonntag, 5. August 2007

Subprime mortages: um was geht es überhaupt

In vielen Foren wird über die SM-Krise geschrieben und debattiert. Weiss man denn überhaupt dabei, um was es geht? Ich habe im Internet etwas recherchiert und nachfolgendes (aus verschiedenen Quellen) zum Thema gefunden.

"subprime mortages" steht für den Markt mit minderklassigen Hypotheken.

Der amerikanische Hypothekenmarkt zerfällt in drei Segmente, nämlich den Premium-Markt, der (noch) intakt ist, den Subprime-Bereich, der Hypotheken an Haushalte mit minderer Kreditwürdigkeit vergibt, sowie einen grauen Markt dazwischen mit innovativen Produkten, wie etwa den sogenannten Alt-A-Hypotheken, für die sich Schuldner mit ordentlicher, aber nicht ganz erstklassiger Bonität qualifizieren können. Subprime-Darlehen sind in den USA seit Jahren bekannt, ursprünglich vorab in Kalifornien und Florida. Sie machten jedoch jeweils nur wenige Prozente des Gesamtmarktes aus. Dies hat sich im Zuge der Immobilien-Hausse der letzten Jahre geändert; im vergangenen Jahr war ein Fünftel aller Neuhypotheken dem Subprime-Bereich zuzuordnen. Nach Angaben der Mortgage Bankers Association sind derzeit rund 7,5 Mio. Ersthypotheken der Subprime-Klasse ausstehend, was einem Anteil von 14% am Gesamtbestand an Ersthypotheken entspricht. Weitere 8% bis 10% entfallen auf Alt-A-Hypotheken und ähnliche Instrumente.

Vor dem Hintergrund der Mitte 2005 eingekehrten Flaute am Häusermarkt entpuppte sich die Kreditvergabe im Subprime-Sektor im vergangenen Jahr als besonders aggressiv. Manche Marktteilnehmer lockerten ihre bereits laxen Standards, um das Geschäft am Leben zu erhalten. Dies rächt sich jetzt. Im vergangenen Jahr, per Ende des ersten Quartals 2007, sind die Häuserpreise in den USA nicht mehr gestiegen, sondern im Durchschnitt sogar um 1,4% gefallen. Viele wichtige Regionen sind von sinkenden Immobilienpreisen betroffen. Folglich sind die während Jahren so beliebten Refinanzierungen nicht mehr möglich, und viele Hauseigentümer können sich die monatlichen Zahlungen nicht mehr leisten, die als Folge von Zinsanpassungen zum Teil massiv steigen. Rund zwei Drittel der Subprime-Hypotheken oder 9% des Gesamtbestands sind sogenannte «adjustable rate mortgages» (ARM). Sie werden oft zu billigen Sätzen («teaser rates» oder «honeymoon rates») angeboten; nach einer gewissen Zeit werden die Zinssätze nach oben angepasst, teilweise massiv. Die Zwangsvollstreckungen bei ARM-Hypotheken liegen derzeit bei etwa 12%.

Subprime-Hypotheken, wenn sie einmal «hochgefahren» sind, werfen naturgemäss höhere Renditen ab als Premium-Produkte. Dies erklärt auch das rege Interesse der Investmentbanken, diese Kredite zu bündeln und als «Collateralized debt obligations» (CDO) an Investoren weiterzuverkaufen. Dieser Markt hat in den letzten Jahren einen ungeahnten Aufschwung genommen. Der enorme Appetit von Hedge-Funds und anderen Investoren auf solche Papiere hat mit dazu beigetragen, dass die Neuvergabe von riskanten Hypotheken zusätzlich durch eine Lockerung der Underwriting-Standards forciert wurde. Die ursprünglichen Kreditgeber behalten normalerweise nur einen kleinen Teil der Hypotheken selbst und geben den Grossteil weiter, meist an die Banken und Investmenthäuser, von denen sie finanziert werden. Es gibt allerdings Rückkaufklauseln, wenn die Bonds nicht die gewünschte Performance bringen. Dies hat manche Subprime-Institute in grosse Schwierigkeiten gebracht.

Wer ist schuld an der Misere? Manche, unter ihnen viele Kongressabgeordnete, die neue Gesetze einführen wollen, werfen der Hypotheken-Branche aggressives und unseriöses Vorgehen in der Kreditvergabe und den Behörden mangelnde Aufsicht vor. Andere kritisieren die Naivität und Ignoranz der Konsumenten sowie die Habgier der Wall-Street-Häuser und der Hedge-Funds, die fette Kommissionen verdienten bzw. nicht genug von den Hypotheken-Bonds in den Rachen bekommen konnten. Unter Beschuss gekommen sind auch die Rating-Agenturen, die unrealistische Bewertungen für die Bonds abgaben und erst in jüngster Zeit überhaupt auf die Krise reagierten. Die Mortgage Bankers Association ist gegen strengere Regulierungen oder neue Gesetze, weil damit die weniger begüterten Bevölkerungsschichten vom Traum des Eigenheims ausgeschlossen würden. Auch das Federal Reserve Board zeigt sich zurückhaltend mit neuen Regeln und möchte sich lieber auf die «korrektiven Marktkräfte» verlassen. Einig sind sich die meisten Beobachter darin, dass die Krise noch eine ganze Weile andauern und die Zahl der notleidenden Hypotheken steigen wird, zumal wenn die Häuserpreise weiter sinken sollten. Die Rating-Agentur Moody's schätzt das Potenzial der risikobehafteten Hypotheken auf 1,4 Bio. $.

Die Kernschmelze der beiden Hedgefonds von Bear Stearns hat es gezeigt: Das systemische Risiko liegt nicht in faulen Hypotheken, sondern in der Spekulation mit solchen über CDOs bei gleichzeitigem Einsatz von hohen Hebeln. Bis zu 20 Milliarden USD hat Bear Stearns mit seinen zwei Hedgefonds vernichtet. Entsprechend hat Standard & Poor’s zahlreiche CDOs abgewertet. Das Problem: Wenn in einem grossen aber durch externe Schocks relativ leicht auszuhebelnden Markt die Liquidität, d.h. die Nachfrage, plötzlich zum Erliegen kommt und alle durch dieselbe schmale Tür den Raum verlassen wollen, kann es zum Super-Gau kommen. Eine Kreditklemme in Folge gestiegener Risikoaufschläge mit negativen Auswirkungen auf die Aktien- und Rohstoffmärkte ist aus derzeitiger unwahrscheinlich, da das weltweite Finanzsystem widerstandsfähiger als noch zu LTCM-Zeiten ist. Hinzu kommt, dass die fundamentale Lage heute besser ist als zur „Savings-and-Loans“-Krise zwischen 1987 und 1992.

Schwer abzuschätzen ist daher, wie lange die Krise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt dauern wird und ob sie die Weltkonjunktur in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnte. Selbst Fed-Chef Ben Bernanke hat sich zuletzt nur zu einem "es könnte noch etwas Zeit brauchen, bis Besserung eintritt" hinreissen lassen. Allerdings steht Bernanke Gewehr bei Fuss - auch wenn es die Dollarbullen nicht hören wollen -, um im Fall einer sich zuspitzenden Krise den Geldhahn aufzudrehen und die US-Wirtschaft zu schützen. Das ist das Ass im Ärmel der Weltkonjunktur.

Diskussion zum Thema im Forum zum Börsenblog...

Grüsse Oekonom

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