Man nehme ein paar monatlich wiederkehrende Wirtschafsdaten und veröffentliche sie. Vor ihrem Auftritt kann man sie ein wenig schick machen, sprich frisieren. Und sie dann einem staunenden Publikum präsentierten. Sagen wir einmal, der veröffentlichte Wert liegt bei 110, während alle Welt einen Wert auf Jöhe des Vormonatsniveaus von nur 100 erwartet hatte.
Das ist toll. Und die Börse mag so etwas und belohnt es umgehend mit steigenden Kursen.
Einen Monat später vermeldet man dann einen erneuten Zuwachs um, sagen wir einmal 5 Prozentpunkte. Und wieder reiben sich die Anleger die Hände. Was sie gerne übersehen ist, dass die Daten des Vormonats in aller Stille auf 95 korrigiert wurden, der Zuwachs von 5 Prozentpunkten also de facto einen seit zwei Monaten andauernden Stillstand ausweist.
Diese unschöne Art der Datenpräsentation (positive neue Daten, Abwärtsrevision der vorherigen) haben die Anleger in den vergangenen Jahren in den USA dermaßen häufig vorgesetzt bekommen, dass sie den Schwindel gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Abgesehen von ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem „Shoppen". Denn hier merkt der Durchschnittsbürger mittlerweile sehr wohl, dass an den offiziellen Teuerungsraten irgend etwas nicht stimmen kann.
In Reaktion (auch) hierauf gaben die gestern veröffentlichten Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen stärker als von den Analysten erwartet nach: Der Index stellte sich im Juni auf 103,90 nach (revidierten) 108,50 im Mai.
Diese Zahl vor allem war es, die dem Dax gestern den Erholungsversuch verhagelte. Denn sinkendes Verbrauchervertrauen = Konsumzurückhaltung = Konjunkturabkühlung. So zumindest die schnelle Rechnung vieler Marktbeobachter.
Wenn Sie sich den Chart einmal genauer anschauen, wird Ihnen jedoch zweierlei auffallen:
- Seit Anfang 2006 bewegt sich der Index des Verbrauchervertrauens per Saldo seitwärts. Und 2006 notierte er gleich viermal tiefer als jetzt – ohne dass es zu der genannten „Kettenreaktion" kam. Und:
- Das letzte „Superhoch" des Verbrauchervertrauens fiel genau zusammen mit dem letzten Allzeithoch des Dow Jones Anfang 2000. Und das letzte markante Tief des Verbrauchervertrauens ist ebenso deckungsgleich mit dem Baissetief der Aktienmärkte im März 2003.
Das heißt: Vieles spricht dafür, dass das Verbrauchervertrauen allererst eine Funktion der Aktienmarktkurse ist. Und dass es für die Konjunktur- und Zinserwartung völlig überflüssig ist, jede neue Monatszahl bedeutungsvoll auf die Goldwaage zu legen.
Morgen abend kommen „Daten", die wirklich wichtig sind, nämlich das Statement der Federal Reserve zu ihrer künftigen Politik. Und anders als bei den Daten zum Verbrauchervertrauen werde auch ich dann einmal gespannt vor dem Monitor sitzen.
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